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Ein Brief aus Istanbul (3)

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(English translation)

12 Jun 2013

Und sie sind wieder da…

Heute gegen 7.30 kommt die Polizei zurück, mit einem einzigen Ziel: Provokation. Medien die seit 14 Tagen nicht berichtet haben, was sich hier im Park und am Taksim-Platz tatsächlich ereignet, zeigen nun alle die Bilder von einer Hand voll angeblicher Protestanten, die einen Molotov-Cocktail auf die Polizei werfen. Die Wasserwerfer schaffen es nicht die Protestanten zu vertreiben, da der Wasserdruck viel zu niedrig eingestellt ist. Die Protestanten haben eine SDP-Flagge, aber es sind keine Anhänger der SDP. Alles ist inszeniert. Es geht darum Bilder zu produzieren, die die Gezi-Park Besetzer als gewaltvolle Randalisten darstellen. Es geht darum aus Erdogans Worten nun Bilder zu verschaffen. Das wissen alle, die in den letzten Tagen hier waren und verfolgt haben was sich ereignet. Die Hauptzentrale der SDP (Sozialistische Demokratische Partei) in Beyoglu wird von Polizisten besetzt.

Vormittags wird nicht gefeuert und es ist ruhiger. Einer Gruppe friedlicher Protestanten gelingt es eine Menschenkette zu bilden, um den Park zu „beschützen“. Dann fliegen Steine, alles wird wieder mit Gas und Wasserwerfern zerschlagen.

Um 13h, wieder ist alles ruhig, ich gehe nach Hause um ein paar Sachen aufzuschreiben und Nachrichten zu checken. Eine Stunde später kommen zwei Freunde. Sie berichten, dass sich in dieser ruhigen Stimmung ohne jeglichen Anlass die Wasserwerfer auf dem Platz in Bewegung gesetzt haben. Reine Provokation. Steine fliegen, es wird Wasser geworfen, wahllos in alle Richtungen. Eine andere Freundin, die im Park in der Nähe der Notstation ist berichtet, dass es immer mehr Verletzte gibt. Blutende Menschen, Ohnmächtige werden in die Notstation gebracht. Gas wird direkt in den Park gesprüht.

Niemand versteht, warum die Polizei ohne Ankündigung gekommen ist. Der Bürgermeister von Istanbul twittert, dass die Fahnen vom Atatürk-Denkmal und vom Atatürk-Kultur-Zentrum abgenommen werden sollten, es würde den Eindruck machen, als sei der Platz besetzt… Das ist er auch!

Ich hoffe nicht, dass es jetzt wieder so wird wie am Anfang. Es ist gut zu sehen, dass trotzdem wieder viele Menschen im Park sind. Ich fehle schon am zweiten Tag meines Praktikums. Aber das ist okay, eine Arbeitskollegin ist auch hier.

Artikel auf bianet.org

One Response to Ein Brief aus Istanbul (3)

  1. Pingback: A letter from Istanbul / Part 3 | Everyday Rebellion

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[...] (Original version in German) And they’re back … Today at 7:30, the police came bac..."

by A letter from Istanbul / Part 3 | Everyday Rebellion, June 13, 2013